Was ist Ölziehen und wie fördert es die Gesundheit?

Ursprünglich veröffentlicht im September 2018 / Aktualisiert im Juli 2023

Was ist Ölziehen?

Ölziehen ist eine uralte Praxis der traditionellen ayurvedischen Medizin und kann die Mundgesundheit und allgemeine Gesundheit fördern. Es erfreut sich zunehmender Beliebtheit und wissenschaftlicher Anerkennung.

Das Öl wird durch eine schlürfende und saugende Bewegung durch die Zahnzwischenräume hin- und hergezogen, um unerwünschte Bakterien, Zahnbeläge und Ablagerungen aus der Mundhöhle zu entfernen und einen gesunden Mundraum zu schaffen.

Ölziehen gilt in der ayurvedischen Lehre als essentielle Praxis zur Förderung der Gesundheit. Dies macht Sinn, da der Mund in vielerlei Hinsicht die allgemeine Gesundheit des menschlichen Körpers widerspiegelt. Indem wir die Mundgesundheit verbessern, verbessern wir die allgemeine Gesundheit. 

Ölziehen kann die Mundflora auf wirksame Weise verbessern. Die Mundhöhle beherbergt Milliarden von Mikroorganismen, und es ist erwiesen, dass manche zur Entstehung oder zum Fortschreiten von systemischen Erkrankungen, Herz-, Autoimmun- und vielen weiteren Erkrankungen beitragen können. 

Der Erhalt der Mundgesundheit ist wichtig für den Erhalt der allgemeinen Gesundheit. Ölziehen kann eine einfache und wirksame Praxis zur Förderung der optimalen Mund- und allgemeinen Gesundheit sein.

Ölziehen: So geht's

• Nehmen Sie etwa einen Teelöffel bis einen Esslöffel Kokosöl oder anderes Speiseöl.
• Behalten Sie das Öl im Mund.
• Ziehen Sie es zwischen 5 und 20 Minuten lang durch die Zähne, und zwar als Allererstes am Morgen noch vor dem Zähneputzen.
• Spucken Sie das Öl aus und achten Sie darauf, kein Öl herunterzuschlucken.
• Putzen Sie die Zähne. 

Vorteile von Ölziehen mit Kokosöl

Für das Ölziehen können Sie jedes beliebige Speiseöl verwenden, allerdings bietet Kokosöl aus mehreren Gründen den größten Nutzen. Rund 50 % in Kokosöl enthaltenen Fettsäuren sind Laurinsäure, eine mittelkettige gesättigte Fettsäure. 

Die einzige andere in der Natur vorkommende reichhaltige Quelle für diese gesundheitsfördernde Fettsäure ist menschliche Muttermilch. Im Mund- und Magen-Darm-Trakt wird Laurinsäure in eine sehr gesunde Substanz namens Monolaurin umgewandelt. Ein weiteres in Kokosöl enthaltenes Fett, Caprinsäure, wird in Monocaprin umgewandelt. 

Beide Stoffe wirken stark antimikrobiell und können viele pathogene Mikroorganismen eliminieren. Nicht nur Muttermilch kann diese gesundheitsfördernde Wirkung entfalten, sondern auch Kokosöl. 

Viele Viren, Bakterien und Protozoen (Parasiten) sind von einer Schutzmembran aus Lipiden (Fetten) umgeben. Die aktuelle Forschung lässt vermuten, dass Monolaurin und Monocaprin die Lipidmembran dieser Mikroorganismen auflösen. Sie zersetzen also die schützende Hülle dieser Krankheitserreger, wodurch diese vom menschlichen Immunsystem einfach zerstört werden können. Zu den Bakterien, die durch Monolaurin unschädlich gemacht werden, zählen auch solche, die für Karies und Zahnfleischentzündungen verantwortlich sind. Monolaurin wirkt auch einer Überbesiedlung durch den Hefepilz Candida albicans entgegen. In einer Studie wurde herausgefunden, dass sich alle Candida-Arten zu 100 % für Kokosöl anfällig sind.

Eine weitere randomisierte, kontrollierte klinische Studie mit 60 Probanden befasste sich mit der Wirkung von Ölziehen mit Kokosöl. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen aufgeteilt: 

• Die Gruppe A spülte ihren Mund jeden Morgen 10 Minuten lang mit 10 ml Kokosöl. 
• Die Probanden der Gruppe B spülten ihren Mund jeden Morgen 1 Minute lang mit 5 ml Chlorhexidin-Mundspülung. 
• Die Teilnehmer der Gruppe C spülten ihren Mund jeden Morgen 1 Minute lang mit 5 ml destilliertem Wasser. 

Die Forscher untersuchten die Wirkung von Kokosöl im Vergleich zur Chlorhexidin-Gruppe auf Streptococcus mutans, ein für Karies verantwortliches Mundbakterium. Chlorhexidin-Mundspülungen sind ein beliebtes antibakteriell wirkendes Mittel für die Mundhygiene. In dieser Studie war Kokosöl bei der Reduzierung der Anzahl der Streptococcus-mutans-Bakterien im Speichel dem Chlorhexidin ebenbürtig.

In einer anderen Studie mit 60 Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren, die an Gingivitis (Zahnfleischentzündung) aufgrund von Plaque (Zahnbelag) litten, brachte Ölziehen mit Kokosöl einen deutlichen Nutzen. Nach vier Wochen wurde bei objektiven Gingivitis-Messungen und bei Messungen der Plaque ein Rückgang um 50 % festgestellt. Diese Ergebnisse ähneln jenen, die sich bei Chlorhexidin zeigten. Die Autoren der Studie schlussfolgerten: „Ölziehen hat sich als wirksamen Methode zur Reduzierung der Entstehung der von Plaque und plaquebedingter Gingitivis erwiesen.“

Die Hauptvorteile von Kokosöl gegenüber Chlorhexidin sind, dass Kokosöl sicherer ist und keine Nebenwirkungen hat. Chlorhexidin ist problematisch, da häufig Nebenwirkungen auftreten, wie Zahnverfärbungen, Mundtrockenheit oder -reizung, ein ungewöhnlicher oder unangenehmer Geschmack im Mund und allergische Reaktionen.

Wie lange dauert es, um positive Ergebnisse zu erzielen?

Die meisten Menschen bemerken deutlich den Unterschied und spüren, wie glatt und sauber sich ihre Zähne nach dem ersten Ölziehen mit Kokosöl anfühlen. Bei anderen dauert es möglicherweise etwas länger. Doch selbst wenn Sie noch nicht sofort Ergebnisse bemerken, ist es wichtig, die Praxis fortzuführen. 

Quellenangaben:

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